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LOGBUCH
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Mittwoch 05. Februar 2014

Und doch noch die Premiere

Unser Standort: An der Mooring vor Welua Island, Kapingamarangi Atoll, Mikronesien

 

Tage wie diese – passen einfach nicht ins Logbuch. Sie sind zu groß, „larger than life“, Leben in Cinemascope. Zu viel passiert, zu viele Aktivitäten, Emotionen, zu viel Herzblut, Freundschaften, Herzlichkeit, geteilte Erinnerungen und baldiger Abschied. Wir versuchen es dennoch in Steno-Form:

 

Am Morgen reparieren Stevie und Volker die beiden Kanus mit Glasfasermatten fertig, nachdem sie gestern nur die Risse mit Dichtmasse abdichten konnten. Mitten in der Arbeit taucht der Neffe von Valentino mit einem Mords-Schwein an der Leine auf und führt es zum Wasser. Das soll heute gegessen werden?! Das ist aber kein kleines Schwein! Kaum ist der Gedanke zu Ende gedacht, geht auch schon das Gequieke am Strand los.

 

Keine halbe Stunde später ist das Schwein „rasiert“, aufgebrochen und fertig für die Zerlegung. Den Kapingas ist es Wurst, wie das Schwein auseinandergenommen wird. Sie nehmen einfach eine ganze Keule und hacken sie mit der Machete quer zum Knochen in dicke Scheiben. Umso interessierter sind alle, als Volker das Messer ansetzt und eine Keule, Kotelettstrang sowie die Rippen auslöst. Damit haben wir für die nächste Zeit jede Menge Schweinefleisch für Gulasch, Koteletts, Schweinebraten und Spareribs. Dicken Dank an Resel und Valentino, dass sie es uns ermöglichten, ein paar Kilo Schwein von ihnen zu kaufen.

 

Immer mehr Leute sammeln sich derweil am Haus von Resel und Valentino und bis die „Party“ am Nachmittag losgeht, scheint beinahe die gesamte Insel versammelt zu sein. Alle unsere Freunde sind hier: Solomon und Duke, Kisiro, Kiosy, Seckson, Franklin, Glorya, Ruy, Beerina, Korsina, Erleen, Senery, Keigo, Susin, Meisy, Taodayme, Eluko, Yarbelyn, Yosko, Kodaro, Eisy und noch viele mehr. Wahnsinn! Von wegen kleine Party, das ist eine richtig große Sause, daher auch die große Sau.

 

Michaela wird in einen Kapingamarangi-Dress gesteckt und mit Inselschmuck behangen, Solomon gibt den Master of Ceremony und alles wird richtig offiziell. Dankesreden von allen Seiten und die ersten Tränen fließen. Doch noch sind wir nicht weg und daher konzentrieren wir uns lieber auf das Essen, das in Mengen auf den Tisch kommt, dass sich die Balken biegen…

 

Und dann werden alle unruhig und scharren mit den Füßen. Die Zeit für die Filmpremiere rückt immer näher. Als wir kurz vor Sonnenuntergang schließlich am „Men’s House“ eintreffen, ist schon das ganze Dorf versammelt. Es scheint wirklich jeder hier zu sein, um an der Premiere des Musikvideos der Tenua Sensen Band of Kapingamarangi teilzunehmen. So groß ist die Spannung, dass schon nach den ersten Szenen spontaner Beifall aufbrandet und sich alle vor Lachen wegschmeißen, wenn irgendjemand in Großaufnahme auf dem Bildschirm erscheint.

 

Alle sind total aus dem Häuschen und die ersten „Bestellungen“ erreichen uns noch während der Premiere: Wir müssen von Yap aus unbedingt DVDs an den obersten Vertreter der Kapingamarangis in Pohnpei sowie zu allen Verwandten und Bekannten in Mikronesien sowie in den USA schicken. Machen wir doch gerne.

 

Und als wir uns gerade auf die Schiffe zurückziehen wollen, nimmt Valentino Volker am Arm und verführt ihn dazu, noch eine große Runde Sakalu, Palmwein, an seinem Haus zu trinken. So ist es schon Mitternacht, als wir unter einem prächtigen Sternenzelt zurück auf LA GITANA kommen. Tage wie diese – sind einfach einmalig!

 

Bild des Tages:

Todayme und Glorya sind noch zu Scherzen aufgelegt, obwohl sie gerade die Teller für alle Partygäste aus Palmblättern geflochten haben.